Tanja

Tanja C. Rheinheimer stellt sich vor

Hallo,

in die virtuelle Runde :-),

da Andreas mir das meiste schon abgenommen hat, brauche ich ja kaum noch etwas zu erzählen und so möchte ich nur ganz kurz auf den Ursprung von Samojede-in-Not eingehen:

Die Suche nach Infos zur Haltung, zur Pflege, zur Ernährung, die Suche nach Kontakten, nach überhaupt allem, was mit dem Thema „Samojede“ zu tun hatte, wurde noch angefacht durch viele Beiträge im Samojedenforum und so nutzten wir  häufig jede freie Minute zur weitergehenden Recherche.

Eines Tages stieß ich im Netz auf einen älteren Samojeden namens „Charly“, der im Malaga Pound in Spanien gottergeben auf sein Schicksal wartete, verlassen, krank, einsam.

Sein Blick verfolgte mich und ich begann über das Malaga Pound nachzulesen (damals rund 750 Hunde ohne anständige Trennmöglichkeiten, dem Wetter ausgeliefert, ohne nennenswerte medizinische Versorgung und oft genug ohne ausreichendes Futter – Welpen und alte Tiere, kranke und schwache Tiere hatten so gut wie keine Chance zu Überleben, aber auch junge, kräftige Tiere haben unter den dortigen Bedingungen schlechte Karten) und mich anschließend generell in das Thema Tierschutz im Ausland einzulesen – die Tötungsstationen verfolgten mich bis in den Schlaf.

 

Ich lernte in dieser Zeit eine sehr engagierte Frau kennen, Manja Gibberson, die seit Jahren unermüdlich vor Ort im Malaga Pound ehrenamtliche Tierschutzarbeit leistet. Sie hilft den Hunden an Ort und Stelle und sie erkannte auch das Potential, das in meinen Vorsätzen steckte und versorgte mich  immer wieder mit Infos über die aktuelle Situation der Tiere in Spanien, im Pound, in den Tötungstationen. Ich mache es kurz: Charly starb, bevor er seine Chance auf ein neues Leben erhielt – er erlag seiner Schwäche und der nicht behandelten Räude.

Ich war unendlich traurig und als mich eine andere Organisation kurzfristig anrief, ob ich einen Hund aus einer Tötungsstation in Pflege nehmen könnte, sagte ich sofort zu. So kam Cindy zu uns, ein ganz junges, misshandeltes und so liebenswertes Dobi-Mädchen, direkt aus einer slowenischen Tötungsstation, die den Tag ihrer Tötung schon festgelegt hatte. Die Erfahrung, die wir mir mit Cindy machen durften bestärkte uns in unserem Vorhaben, weiterhin notleidenden Hunden zu helfen – denn es war eine der lohnendsten Erfahrungen, die man sich vorstellen kann, zu beobachten, wie aus dem zitternden, schmutzigen, klapperdürren Häufchen Elend ein wunderschöner Hund wurde, der allmählich neues Vertrauen in seine Umgebung entwickelte, der mühelos lernte und schon bald seine Freude am Leben zeigte. Wir ließen uns Zeit, bis wir die wirklich richtige Familie für die Maus gefunden hatten (und ich merkte auch, wo der Haken in der Arbeit als Pflegestelle für mich liegt – der Schmerz des Loslassens). Diese Erfahrung bestärkte uns darin, unsere Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit immer mehr den notleidenden, den ungewollten oder nicht mehr gewollten, den hungernden und oft Schmerzen leidenden, den abgeschobenen, lieblos behandelten und den misshandelten Hunden zuzuwenden.

Manja meldete mir den nächsten Samojeden, einen einjährigen bildhübschen Samojeden namens Jack, der Sitz machen konnte, Pfötchen geben und „Gib 5“. Der arme Kerl verstand die Welt nicht mehr – seine Familie hatte ihn samt Körbchen, Spielzeug und Bürste in der Tötung abgegeben! Ich schwor mir nach der Erfahrung mit Charly, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um ihn heraus zu bekommen – und noch in der gleichen Nacht wurde der rührende, unschuldige Jack auf dem Gelände von Gift, das über den Zaun geworfen wurde, getötet.

Ich schreibe nichts über unsere Gefühle, Ihr könnt Euch wohl denken, wie es uns ging. Als Manja mir kurz danach einen Blanco meldete, aus dem später unser Chico wurde, saß ich gedanklich schon im Flieger. Aber das war nicht notwendig, Manja leitete alles in die Wege und half Chico und uns, schnellstmöglich zusammen zu kommen.


Erstes Bild von Chico aus Malaga


Der gleiche Hund  6 Wochen später

Chico kam als Pflegehund – und blieb als Familienmitglied. Er kam, sah und siegte. Wir holten (begleitet von Norbert, Yvonne und Robert aus dem Forum) ein völlig verschmutztes, gelb-graues Bündel, das nicht selbständig laufen konnte aus der Kiste. Das Fell verwahrloste Filzklumpen, die wir wegschneiden mussten und unter denen sich viele kleinere Wunden, unter anderem Bisswunden verbargen, ein eingewachsenes Stück Draht um den Hals. Er stank zum Himmel. Taumelte aus seiner Kiste und sah uns so unendlich freundlich an. Lag im Auto auf meinem Schoß. Kam nach monatelangen Strapazen und einem einsamen Flug ins Ungewisse zur Haustür herein und weldelte! Puschkin freundlich an, begrüßte die Kinder und den Kater, als sei er nie woanders gewesen. Ließ sich am nächsten Tag widerstandslos baden, bürsten, ließ ohne Murren den Tierarzt verbunden mit Schmerz über sich ergehen, schluckte seine Tabletten – mir laufen jetzt noch die Tränen,
wenn ich daran denke wie das Leben und die Menschen diesen Hund behandelt haben und was dieser Hund dem Leben und den Menschen zurück gegeben hat.
Chico verließ uns nie mehr, er blieb bis zu seinem Krebstod im letzten Jahr bei uns und ich bin dankbar für jeden Tag, den wir mit dieser lustigen optimistischen Seele, die uns so viel über das Leben und über die kleinen Freuden des Lebens, über Genuss und über Dankbarkeit lehrte, verbringen durften.

Puschkin und Chico

Puschkin

Chico

Chico war somit der eigentliche Begründer von SiN, denn nun gab es kein Zurück mehr, nun musste ein legaler Weg gefunden werden, der den Vergessenen eine Chance auf Zukunft geben würde.

Und nun kommt ein Goldschatz ins Spiel, der eigentlich die ganze Zeit schon half und übersetzte und überhaupt immer da war wenn Not am Mann war – Diana Glock.

In meinem jugendlichen Leichtsinn fragte ich an, ob sie sich vorstellen könnte bei so einer kleinen (ganz klein), privaten (ganz privat) Organisation „ein bisschen“ (ein klitzekleines) mitzuhelfen, ein bisschen zu übersetzen, eine kleine Homepage zu machen, nicht viel, gerade mal so „ein bisschen“ halt. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Diana im Entferntesten geahnt hat, was auf sie zukommen würde (aber Di, ich schwöre, ich auch nicht!), als sie „Ja“ sagte. Seither, also seit dem ersten Tag,

ist Diana die Seele von SiN, sie war an schwierigen Tagen da, an traurigen Tagen, an arbeitsintensiven, immer. Sie wankt und weicht nicht, sie lässt sich nicht entmutigen, sie macht weiter im unermüdlichen Kampf gegen die Not der Wehrlosen.

Der erste Hund, den wir als eigenständige Organisation nach Deutschland holten war Samu, der zu Micha Scholz in Pflege ging – und so war der nächste Mitstreiter da.

SiN wuchs viel schneller, als wir es gedacht hatten, wir wurden mit Samojeden und Samojedenmixen schnell genug überrollt, bekamen aber auch viele gute Kontakte durch unsere Arbeit, neue Freundschaften entstanden, Helfer kamen dazu, manche konnten sich mit SiN identifizieren und blieben, andere gingen.

Alice und Monica stießen unabhängig voneinander fast zeitgleich zu uns und erwiesen sich durch ihre gewissenhafte, gut organisierte Arbeit und ihre Zuverlässigkeit rasch als echte Stütze. Alice mit ihrem großen Herz für die Mixe, Monica mit ihrem gnadenlosen trockenen Humor – Ihr habt SiN echt gefehlt!

Babs mit ihrer Tatkraft und Power, Kalle, der als Webmaster den stundenlangen, unermüdlichen Einsatz im Hintergrund bringt, Ihr seid einfach super! Willkommen Andrea, ich freu mich über Deine Einsatzbereitschaft.

Zurück zu mir: Ich selbst musste meine ehrenamtliche Arbeit zugunsten der Kinder vor etwa einem Jahr zurück stecken (Tierschutz ist keine Tätigkeit, die man dosieren kann, wie ich lernen musste) und bin momentan kein regelmäßig aktives Mitglied. Ich nehme aber gerne an allem teil, was an mich heran getragen wird und helfe bei einzelnen Projekten sehr gerne.

Santi

Nachdem Puschkin nach Chicos Tod entsetzlich trauerte, entschieden wir uns, einem armen Seelchen ein Zuhause zu geben, das nicht im allergeringsten an einen Samojeden erinnert, da wir zu viel Angst hatten, einen Weißen stets mit Chico zu vergleichen, der Schmerz war noch zu frisch. So kam Santi zu uns (eigentlich Santiago, aber meistens Santmännchen gerufen), ein kleines, schwarzes undefinierbares Mixchen, das verrückterweise sehr viel Ähnlichkeit mit Chicos Wesen aufzeigt und sich prima mit Puschkin versteht.

So, wie SiN jetzt  aufgestellt ist, bildet es ein ganz tolles, starkes Team, das dass verwirklicht, was Diana und ich uns damals erträumt hatten. Ich bin stolz auf dieses engagierte Trüppchen, das Samojede-in-Not tagtäglich zu dem macht, was es ist. Ob aktiv oder nicht – ich stehe hinter SiN und kann mich mit der Arbeit, die hier geleistet wird, absolut identifizieren.
Diana, Micha, Alice, Monica, Babs, Kalle, Andreas, Andrea – Hut ab für das, was Ihr leistet! Danke.

Tanja – im Oktober 2007

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